• Neue Ansätze zur Behandlung des biochemischen Rezidivs (BCR) stehen im Fokus. Entscheidend für die Therapieplanung sind das PSA-Level und die PSA-Verdopplungszeit (PSADT). Patienten mit einer PSADT von über 12 Monaten haben eine gute Prognose und benötigen oft keine sofortige Behandlung. Die PSMA-PET/CT-Bildgebung ermöglicht eine präzisere Detektion von Rezidiven und übertrifft herkömmliche Verfahren deutlich. Die radiogeführte Chirurgie (RGS) bietet eine innovative Lösung: Mithilfe PSMA-markierter Tumorzellen und einer Gamma-Sonde kann eine gezielte Entfernung erfolgen. Studien zeigen, dass Patienten mit nur einer Läsion und einem PSA-Wert unter 1 ng/ml die besten Ergebnisse erzielen.

  • Die fokale Therapie (FT) ist eine schonende Behandlungsoption für lokal begrenzten Prostatakrebs, die gesunde Gewebestrukturen erhält. Seit 2021 ist sie fester Bestandteil der S3-Leitlinien und kein experimentelles Verfahren mehr. Wann ist FT geeignet? ✅ Niedriges bis mittleres Risiko (Very Low – Intermediate Risk) ✅ Tumor ist präzise lokalisierbar ✅ Patient ist bereit für regelmäßige Kontrollen Wann nicht? ❌ Hochrisiko-Tumore oder Lymphknotenbefall ❌ Unklare Diagnostik Die HIFI-Studie (EAU 2024) zeigt, dass FT eine bessere Lebensqualität bietet als radikale Eingriffe. Dennoch bleibt eine individuelle Beratung essenziell.

  • Nicht jeder Prostatakrebs muss sofort behandelt werden. Gerade bei langsam wachsenden Tumoren bietet die "aktive Überwachung" (Active Surveillance, AS) eine sichere Alternative zur Operation oder Bestrahlung. Langzeitstudien zeigen, dass AS die gleiche Überlebensrate wie invasive Verfahren hat – bei deutlich besserer Lebensqualität. Dennoch wird diese Methode in Deutschland noch zu selten genutzt. Gründe sind mangelnde Aufklärung, fehlende Vergütung durch die Krankenkassen und psychologische Hürden. Ein Umdenken in der medizinischen Praxis ist nötig, um unnötige Behandlungen und Nebenwirkungen zu vermeiden.

  • Auf dem ISUO24 diskutierten zwei führende Urologen kontrovers über die Notwendigkeit der Lymphadenektomie (LAE). Prof. Dr. Derya Tilki sprach sich gegen den Eingriff aus, da aktuelle Leitlinien keinen Überlebensvorteil belegen. Prof. Dr. Dr. Axel Heidenreich hielt dagegen und betonte mögliche prognostische Vorteile. Die Debatte zeigt: Die Rolle der LAE bleibt umstritten, während neue Studien weitere Klarheit bringen sollen.